In den letzten Jahren hat sich Rumänien als attraktiver Standort für Unternehmensgründungen in Europa etabliert. Vor allem für Gründerinnen und Gründer aus dem deutschsprachigen Raum bietet das Land eine interessante Kombination aus niedrigen Steuern, gut ausgebildeten Fachkräften und einem wachstumsorientierten Wirtschaftsumfeld. Doch wie funktioniert eine Firmengründung in Rumänien konkret? Und welche rechtlichen, steuerlichen und administrativen Besonderheiten sind zu beachten? Dieser Beitrag bietet einen umfassenden Überblick über die wichtigsten Aspekte.
Warum Rumänien?
1. Steuervorteile
Einer der Hauptgründe, warum sich viele Unternehmer für Rumänien entscheiden, sind die niedrigen Steuersätze. Die Körperschaftsteuer beträgt in der Regel 16 %, kann aber bei sogenannten „Mikrounternehmen“ unter bestimmten Voraussetzungen auf nur 1 % (bei mindestens einem Angestellten) oder 3 % (bei einem Jahresumsatz über 60.000 EUR) gesenkt werden. Auch die Dividendenbesteuerung ist mit 10 % im europäischen Vergleich moderat.
2. Kosteneffizienter Standort
Die Lohn- und Lebenskosten in Rumänien sind deutlich niedriger als in Westeuropa, während die Qualität von Bildung, Infrastruktur und Technologie stark aufgeholt hat. Vor allem in Bereichen wie IT, Dienstleistungen und Produktion ist das Land wettbewerbsfähig.
3. EU-Mitgliedschaft
Als EU-Mitglied bietet Rumänien Zugang zum europäischen Binnenmarkt und profitiert von zahlreichen Förderprogrammen. Gleichzeitig gelten EU-Standards bei Rechtssicherheit, Datenschutz und Handel, was die Zusammenarbeit mit anderen EU-Ländern erleichtert.
Welche Unternehmensformen gibt es?
Die gängigste und meistempfohlene Unternehmensform für ausländische Gründer ist die SRL (Societate cu Răspundere Limitată) – das rumänische Pendant zur deutschen GmbH. Sie bietet eine einfache Struktur, beschränkte Haftung und geringe Gründungskosten.
Weitere Formen sind:
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SA (Societate pe Acțiuni) – vergleichbar mit der Aktiengesellschaft
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PFA (Persoană Fizică Autorizată) – Einzelunternehmer, ähnlich wie ein Freiberufler oder Selbstständiger
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SNC (Societate în Nume Colectiv) – Offene Handelsgesellschaft
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SCS (Societate în Comandită Simplă) – Kommanditgesellschaft
Für die meisten Gründer ist die SRL die geeignete Wahl, insbesondere wegen der niedrigen Einstiegshürden und der schnellen Gründungsdauer.
Voraussetzungen für die Gründung einer SRL
1. Gesellschafter
Eine SRL kann von einer oder mehreren Personen gegründet werden – sowohl natürliche als auch juristische Personen. Auch Ausländer dürfen uneingeschränkt als Gesellschafter oder Geschäftsführer fungieren.
2. Stammkapital
Das Mindeststammkapital für eine SRL beträgt nur 5 RON (etwa 1 Euro). Es muss bei der Gründung nicht eingezahlt werden.
3. Firmensitz
Eine Geschäftsadresse in Rumänien erforderlich. Viele Gründer nutzen hierfür die Dienste von lokalen Rechtsanwälten, die Domiziladressen zur Verfügung stellen.
4. Handelsregistereintrag
Die Gründung muss beim Oficiul Național al Registrului Comerțului (ONRC) – dem nationalen Handelsregister – eingetragen werden. Dafür werden verschiedene Dokumente benötigt, darunter:
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Gründungsurkunde (Gesellschaftsvertrag)
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Nachweis über den Firmensitz
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Identitätsnachweise der Gesellschafter
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Bankbestätigung über die Einzahlung des Stammkapitals
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ggf. Genehmigungen (z. B. bei bestimmten Branchen)
Die Bearbeitungszeit beträgt in der Regel 3–5 Werktage.
Steuerliche Registrierung
Nach der Eintragung ins Handelsregister erfolgt die steuerliche Registrierung beim Finanzamt (ANAF). Hier wird auch die Mehrwertsteuernummer (falls erforderlich) beantragt. Unternehmen können auf Wunsch die Option zur Mehrwertsteuerpflicht wählen oder, falls die Umsatzgrenze von etwa 300.000 RON nicht überschritten wird, als umsatzsteuerbefreit agieren.
Besonders attraktiv ist das Mikrounternehmensregime, das für kleine Unternehmen mit einem Jahresumsatz unter 250.000 Euro gilt und mit besonders niedrigen Steuersätzen verbunden ist.
Buchhaltung und Pflichten
Rumänien hat ein vergleichsweise einfaches Buchhaltungssystem. Dennoch ist es empfehlenswert, einen lokalen Buchhalter oder eine spezialisierte Steuerberatung zu beauftragen. Diese übernimmt:
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Monatliche Buchhaltung
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Steuererklärungen
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Jahresabschlüsse
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Lohnbuchhaltung (falls Mitarbeiter vorhanden)
Die Kosten hierfür liegen deutlich unter denen in Deutschland oder Österreich, abhängig vom Umfang und der Branche.
Was sind typische Herausforderungen?
Obwohl Rumänien viele Vorteile bietet, sollten auch mögliche Hürden nicht unterschätzt werden:
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Bürokratie: Die Prozesse sind formalisiert und teilweise umständlich, insbesondere ohne Sprachkenntnisse.
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Sprache: Rumänisch ist Amtssprache. In Großstädten sprechen viele Englisch, in ländlichen Regionen ist Kommunikation schwieriger.
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Kulturunterschiede: Geschäftskultur und Mentalität können sich deutlich von mitteleuropäischen Standards unterscheiden.
Eine gute Vorbereitung und Zusammenarbeit mit lokalen Partnern ist daher entscheidend.
Fazit: Lohnt sich eine Firmengründung in Rumänien?
Ja – für viele Unternehmerinnen und Unternehmer bietet Rumänien hervorragende Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche Gründung. Besonders für IT-Dienstleister, Startups, kleine Handelsfirmen oder Investoren im Produktionsbereich kann das Land ein echter Wettbewerbsvorteil sein.
Wichtig ist, sich vorab gut zu informieren, professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen und den Markteintritt strategisch zu planen. Wer dies berücksichtigt, kann von günstigen Steuern, motivierten Fachkräften und einem wachsenden Binnenmarkt profitieren.